Kennen Sie das? Sie starten immer wieder neue Projekte, um die Gesundheitsversorgung regional zu verbessern, doch schnell gelangen Sie an Grenzen. Der gewünschte Benefit kommt nicht oder nur unzureichend bei der Person mit Versorgungsbedarf an. Erfahren Sie jetzt, wie die interprofessionelle Gesundheitsversorgung dank Care Share 13 verwirklicht werden kann.

Was ist Care Share 13?

Care Share 13 ist ein Architekturentwurf und ein möglicher neuer ordnungspolitischer Rahmen für die Gesundheitsversorgung in Deutschland. Mit Care Share 13 werden die vielen positiven Aspekte aus den Projekten der letzten zwanzig Jahren zu einem neuen Gesundheitssystem zusammengeführt, in dem die interprofessionelle Zusammenarbeit strukturell fest verankert und zugleich die erforderliche Infrastruktur für eine menschzentrierte, integriert-interprofessionelle und aufsuchende, regionale Gesundheitsversorgung entwickelt wird.
 

Die Eckpfeiler des Care Share 13-Systemdesigns

Eine neue Governance-Struktur

Das Care Share 13-Systemdesign sieht eine neue Governance-Struktur in Form der Care Share-Verbünde vor, z. B. auf regionaler Ebene an Landkreisgrenzen oder PLZ-Bezirken. Dazu gibt es bereits Vorlagen, z. B. in den Gesundheitsregionen, die für Care Share weiter zu konkretisieren sind.
 

Eine regionale Verantwortungsebene ist essenziell, die interprofessionell die Versorgungsbedarfe und die Versorgungsorganisation plant, organisiert und sicherstellt. Diese Rolle übernehmen die Care Share-Verbünde, die sich zusammensetzen aus bekannten Stakeholdern der Kostenträger und der kassenärztlichen Vereinigung sowie aus neuen Stakeholdern, z. B. Vertretern der Kommune, der beruflichen Fachpflege und der Therapeutenschaft.
 

Für die interprofessionelle Zusammenarbeit gilt es, neue partizipative und demokratische Gremien zu entwickeln, für die es bereits in vielen Projekten Vorlagen gibt.
 

Die Kassen-Konsolidierung

Gemäß Care Share 13-Systemdesign werden das berufsständisch gegliederte GKV-Kassensystem und die bestehenden privaten Krankenvollversicherungsunternehmen auf eine organisatorische Struktur zusammengeführt. Das ist ein fundamentaler Veränderungsschritt, obwohl die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) bereits heute mit dem Gesundheitsfonds und Risikostrukturausgleich eine Einheitsversicherung für 90 % der Bevölkerung ist. Fakt ist, jede einzelne Kasse bietet allein aus ethischen Gründen dasselbe Versorgungsangebot an.
 

Die Veränderung betrifft vor allem die Modernisierung des Vertragsgeschäftes und die Entwicklung einer Mischfinanzierung aus Beitragsgeldern und Steuergeldern. Viele Krankenkassen werden diese Care Share-Aufgaben nicht mehr leisten können, sodass die Kassen-Konsolidierung unausweichlich ist.
 

Die Konsolidierung der Kassenwelt bedeutet auch, dass sich die privaten Krankenversicherungen aus dem Krankenvollversicherungsgeschäft herausziehen und unter solidarischen Prinzipien weiter Anbieter sein können. Die Kassen-Dualität zwischen der GKV (Gesetzliche Krankenversicherung) und der PKV (Private Krankenversicherung) ist ein historisches Überbleibsel und das gilt es, zu konsolidieren. Nur so können wir aus den Kostenträgern, die heute immer noch eher Verwalter sind, echte Gestalter der Gesundheitsversorgung machen.
 

Ein neues Gesundheitsrecht

Damit die Transformation des Bismarck-Systems hin zu einer nachhaltigen, menschzentrierten, interprofessionellen und zugehend ausgerichteten Gesundheitsversorgung verwirklicht werden kann, ist ein neues Gesundheitsrecht zwingend erforderlich. Das neue Gesundheitsrecht ist das SGB XIII (Care Share), denn es genügt nicht, nur das SGB V (Krankenversicherung) oder das SGB XI (Pflegeversicherung) umzuschreiben.
 

Eine Voraussetzung für eine strukturell verankerte Interprofessionalität ist auch die Abschaffung des bestehenden Konstruktes der Pflegeversicherung SGB XI. Dabei ist das bestehende SGB XI, ähnlich einem Reißverschluss, aufzutrennen und die Angehörigenunterstützung und die berufliche Fachpflege getrennt voneinander neu zu entwickeln. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die Verwirklichung eines neuen Miteinanders – vor allem der Ärzteschaft und der beruflichen Fachpflege –, dem zentralen Kern der Care Share-Versorgung.
 

Im wohnortnahen Bereich übernimmt gemäß Care Share 13-Systemdesign ein Tandem aus Hausarzt und Pflegefachperson die Basis-Versorgung in einem barrierefreien Miteinander – also ohne Verordnung einer HKP (häusliche Krankenpflege) und Pflegebedürftigkeitsbegriff. Im stationären Bereich bedeutet das clinical leadership, d. h. der Arzt muss nicht mehr die zentrale Organisationsfigur sein.
 

Wenn Sie mehr über das Care Share 13-Systemdesign erfahren wollen, lesen Sie auch das Interview mit der Visionärin Sonja Laag vom Think-Tank IPAG im Rahmen meiner Publikationsreihe „Healthcare Change-Pioniere“.

 

Wie das IPAG die Transformation hin zum Care Share-Systemtyp voranbringt

IPAG wird den demokratischen Parteien spätestens im Sommer 2024 ein konsistentes Konzept mit klaren Eckpunkten für den nächsten Koalitionsvertrag zur Verfügung stellen.

Das Systemdesign Care Share 13 des Think-Tanks IPAG ist der Rahmen für eine interprofessionelle Gesundheitsversorgung.

© IPAG

Ziel ist es, dass die verantwortungstragenden Parteien eine dauerhafte, von der Legislaturperiode unabhängige Care Share- bzw. Tektonik-Kommission installieren. Die Tektonik-Kommission greift das Care Share 13-Systemdesign auf, führt den roten Faden der fundamentalen Transformation, arbeitet wissenschaftlich und bündelt Rückmeldungen zum Gesundheitssystem, um die Gesundheitsversorgung agil-iterativ in die Richtung des Care Share-Systemtyps weiterzuentwickeln.

Eine wichtige Aufgabe der Tektonik-Kommission ist es auch, dass sie ein kollektives Langzeit-Gedächtnis zum Gesundheitssystem aufbaut. Ein solches kollektives Gedächtnis ist essenziell, um die Menschen in Politik und Gesellschaft gut abzuholen und einen breiten gesellschaftlichen Konsens herzustellen.

Fakt ist: Mit Care Share 13 stellt IPAG die Weichen für eine Neukonfiguration des Gesundheitssystems. IPAG vertieft und schärft das Systemdesign Care Share 13 derzeit im partizipativen Ansatz gemeinsam mit interessierten Personen aus der Gesundheitsversorgung und Gesundheitswirtschaft. Wenn Sie mitgestalten wollen, nehmen Sie gerne an den Care Share 13-Dialogforen und Erkundungsreisen teil.

Janine Müller-Dodt

Janine Müller-Dodt, Inhaberin von Müller-Dodt Healthcare Transformation, ist Systemischer Business Coach, Change Management Coach, ActeeChange-Beraterin und OKR Business Coach.

Janine Müller-Dodt (geb. Dodt) hatte schon immer den Wunsch, gemeinsam mit anderen interessierten Akteuren die Gesundheitsversorgung und damit die Lebensqualität für Menschen zu verbessern.

Nach ihrem Studium International Business Management übernahm sie zehn Jahre lang führende Positionen bei namhaften Pharmaunternehmen und erlebte diverse einschneidende Veränderungsprozesse hautnah mit. Die mangelnde Transparenz und die unzureichende Führung in den Umbruchsituationen waren die Auslöser dafür, dass Janine Müller-Dodt seit 2013 als Solopreneurin agiert – zunächst unter der Marke Janine Dodt Healthcare Consulting und seit 2023 unter der Unternehmensbezeichnung Müller-Dodt Healthcare Transformation.

In ihrer Arbeit fokussiert Janine Müller-Dodt sich auf die Menschen in den Organisationen: Sie berät, befähigt und unterstützt Sie als Führungskraft und Ihr Team in Veränderungsprozessen. Sie bleibt an Ihrer Seite, bis das Neue erfolgreich wirkt.

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„In enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit Change-Coach Janine Müller-Dodt werden Veränderungsprozesse nicht nur deutlich effizienter umgesetzt, sondern auch nachhaltig im operativen Alltag verankert. Zugleich wird der Kulturwandel wirkungsvoll unterstützt.“

Uwe Pranghofer, Head of Healthcare Business bei Avaya

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