Anke Sinnigen im Interview

Healthcare Change-Pioniere – Janine Müller-Dodt spricht mit Anke Sinnigen darüber, wie die Versorgung von Frauen in den Wechseljahren verbessert werden kann.

© Anke Sinnigen

Im Interview kritisiert Anke Sinnigen die mangelhafte gesundheitliche Versorgung der Frauen in den Wechseljahren. Sie nennt Voraussetzungen für eine bessere Versorgung und zeigt auf, wie Unternehmen Frauen in den Wechseljahren unterstützen und damit zugleich ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen können.

Anke Sinnigen, Digital- und Kommunikationsexpertin sowie Gründerin der Aufklärungsplattform wexxeljahre, arbeitete viele Jahre in der Healthcare-Branche, u. a. für große Unternehmen wie Roche und AstraZeneca. Ihr Herzensthema: Die Wechseljahre aus der Tabuzone herausholen und die Versorgung der Frauen in den Wechseljahren in den Städten und auf dem Land mithilfe der Digitalisierung verbessern.

Das Leben als Gründerin erprobte Anke Sinnigen bereits zweimal: zum einen im Rahmen eines E-Commerce-Startups im Bereich der Versorgung von Menschen mit Allergien. Zum anderen baute sie mit ihrem Ehemann ein eLearning-Startup für die medizinische Fortbildung rund um das Thema Strahlenschutz auf.

Die Gründungsphasen fand sie extrem spannend: Sie war begeistert, Bedürfnisse und Erfahrungen von Nutzer:innen in die Entwicklung einfließen lassen zu können und anders als in großen Unternehmen in einem Startup Produkte und Services schnell zu testen.

Wie kam es zur Gründung von Wexxeljahre?

Anke Sinnigen: Ich wollte schon länger ein Unternehmen in einem Themenfeld gründen, das mir persönlich wirklich wichtig ist. Mit der Gründung von wexxeljahre habe ich mir Ende 2021 diesen Wunsch erfüllt.

Als meine Freundinnen und ich in die Wechseljahre kamen, haben wir schnell gemerkt, wie tabuisiert und stigmatisiert das Thema ist. In unserer Generation wurde über das Thema Wechseljahre nicht offen geredet – weder unter Freundinnen noch in der Familie oder im Job. Außerdem gab es kaum gut recherchierte, aktuelle und neutrale Informationen.

Dass das Thema im Jahr 2021 noch nicht angesagt war, zeigte sich auch an der Skepsis oder an den hochgezogenen Augenbrauen ehemaliger Kolleg:innen, denen das Thema nicht ganz geheuer war. Auch mir selbst fiel es anfangs schwer, mich zu „outen“. Aber all das hat mich letztlich nur darin bestärkt, das richtige Thema für mein eigenes Unternehmen gefunden zu haben.

Wenn man anfängt, sich mehr mit den Wechseljahren zu beschäftigen, merkt man rasch, welche wichtige Rolle die hormonellen Veränderungen für die Gesundheit von Frauen spielen. Gleichzeitig kann man nur den Kopf darüber schütteln, dass dieses Thema so lange in Medizin und Gesellschaft viel zu kurz gekommen ist und auch heute noch tabuisiert wird. Deshalb finde ich alles, was es darüber an neuen Erkenntnissen, Studien oder Aktivitäten gibt, unglaublich spannend und ich will es gern mit anderen Frauen teilen. Kurz, es ist ein Thema, das mich nach wie vor sehr fasziniert.

 

„In unserer Generation wurde über das Thema Wechseljahre nicht offen geredet.“

 

Wie trägt wexxeljahre dazu bei, die Versorgung von Frauen in den Wechseljahren zu verbessern?

Mit wexxeljahre möchte ich Frauen über die Wechseljahre aufklären – mit der Website, dem Blog, dem Newsletter, auf Instagram oder im Meno-Campus. Schließlich haben Frauen in den Wechseljahren noch etwa die Hälfte ihres Lebens vor sich. Fakt ist, wenn wir uns während der Wechseljahre und der damit verbundenen Hormonumstellung nicht um unsere Gesundheit kümmern, hat das Folgen für unsere Gesundheit im Alter. Beispielsweise werden die Gefäße mit dem Absinken des Östrogen-Spiegels im Blut weniger gut geschützt. In der Folge steigt das Risiko für Gefäß- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch für Osteoporose und Demenz. Die Wechseljahre sind ein entscheidendes Fenster, in dem die richtigen Weichen für die Gesundheit in Alter gestellt werden können.

Um Frauen umfassend aufzuklären und nachzuholen, was Schule und Medizin versäumt haben, habe ich den Meno-Campus konzipiert: In diesem 6-wöchigen Mentoring-Programm mit Begleitung von Expert:innen für die Wechseljahre lernen Frauen in täglichen Lernvideos und wöchentlichen Webinaren alles über die Wechseljahre, wie etwa über Hormone, Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel, pflanzliche Arzneimittel, Bewegung und natürlich die Behandlung der Beschwerden. Außerdem erhalten Sie umfangreiche Informationen, was für ihre Gesundheit im Alter wichtig ist.

Der erste Meno-Campus fand in diesem Frühjahr statt. Die Rückmeldungen waren sehr positiv und einige Frauen haben ihr neu gewonnenes Wissen sofort in die Tat umgesetzt und beispielsweise noch während des Programms eine Knochendichtemessung machen lassen. Das Ergebnis: Bei allen wurde eine Osteopenie festgestellt. Das bedeutet, dass der Knochen bereits an Festigkeit verloren hat und sich daraus eine Osteoporose entwickeln kann. Jetzt können sie zum richtigen Zeitpunkt vorsorgen.

Frauen, die beim Meno-Campus dabei waren, füllten ihre individuelle Toolbox zur Behandlung der Beschwerden und kennen dank des Programmes beispielsweise jetzt die Bedeutung von Kraftsport und einer ausgewogenen, nährstoffreichen Ernährung für die Wechseljahre und die Prävention von Alterserkrankungen genau. Damit können sie die Gesundheit in ihrer Lebensmitte und im Alter selbstbestimmt gestalten. Der zweite Meno-Campus startet Ende September. Auf der Website von wexxeljahre können sich interessierte Frauen gern dafür anmelden.

Darüber hinaus können Frauen über unsere Arztsuche schneller eine gute Gynäkolog:in für die Wechseljahre finden und somit die Arzt-Odysee rascher beenden. Das Tolle an der Arztsuche: Es ist ein solidarisches Projekt, denn die meisten Kontakte für Expert:innen für die Wechseljahre kommen von anderen Frauen, die bereits eine gute Ärzt:in gefunden haben. Diese Adressen haben sie mit uns geteilt und so ist eine Datenbank enstanden, die täglich wächst.

Außerdem beraten wir Unternehmen, die Frauen in den Wechseljahren besser unterstützen und dazu beitragen wollen, die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiterinnen zu erhalten.

 

„Wenn wir uns während der Wechseljahre und der damit verbundenen Hormonumstellung nicht um unsere Gesundheit kümmern, hat das Folgen für unsere Gesundheit im Alter.“

 

Auf welche Initiative(n) sind Sie besonders stolz und warum?

Ich bin stolz auf das, was ich seit 2021 mit Wexxeljahre im Bereich der Aufklärung und Unterstützung voranbringen konnte. Ich bin begeistert davon, wie solidarisch sich die Frauen in der Community unterstützen. Dank der Empfehlungen aus der Community wächst die wexxeljahre-Arztsuche kontinuierlich. Diese Arztsuche ist einzigartig, denn so etwas gab es vorher zum Thema Wechseljahre noch nicht – und sie wäre nicht möglich, ohne dass Frauen ihre Erfahrungen mit anderen Frauen teilen.

Ich habe mich natürlich auch über die begeisterten Rückmeldungen zum ersten Meno-Campus sehr gefreut. Die Teilnehmerinnen haben mich darin bestätigt, dass ich mit wexxeljahre auf dem richtigen Weg bin und dass mein Angebot Frauen helfen kann, auf Augenhöhe mit ihrer Ärzt:in zu sprechen.

Am 16. März 2023 fand die Veranstaltung „Oh, Meno“ im Bundestag statt. Die Politikerinnen Dorothee Bär (stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion) und Julia Klöckner (wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion) luden dazu ein, und ich war dabei – gemeinsam mit etwa 150 weiteren Frauen, die sich für Frauen in den Wechseljahren engagieren. Das war ein wichtiger Meilenstein und der Beginn der politischen Auseinandersetzung mit den Wechseljahren.

Ich bin fest davon überzeugt, es ist dringend erforderlich, dass die politischen Entscheidungstragenden aktiv werden und die Leitplanken dafür setzen, die Versorgung von Frauen in den Wechseljahren, die Vergütung für die ärztliche Beratung und auch die berufliche Situation der Frauen im Alter 45+ zu verbessern. Die beiden Politikerinnen kündigten im Rahmen der Veranstaltung an, dass sie zum Thema Wechseljahre einen Antrag in den Deutschen Bundestag einbringen wollen. Wir sind alle gespannt, was die Politikerinnen am Welt-Menopause-Tag am 18. Oktober 2023 verkünden werden. Denn bis dahin wollten sie etwas auf den Weg bringen.

 

„Ein wichtiger Meilenstein und der Beginn der politischen Auseinandersetzung mit den Wechseljahren: ‚Oh, Meno‘ im Bundestag.“

 

Wie stellen Sie sich die Zukunft der gynäkologischen Versorgung vor und welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?

Die Gynäkolog:innen sind die zentralen Ansprechpersonen für Frauen in den Wechseljahren. Eine gute Versorgung erfordert jedoch, dass das Thema Wechseljahre zwingend in das medizinische Curriculum der Gynäkologie aufgenommen wird. Aber auch andere Fachdisziplinen sollten über die Folgen der hormonellen Veränderungen Bescheid wissen. Denn Frauen suchen mit ihren Beschwerden auch Rat bei Ärzt:innen für Orthopädie, Kardiologie oder Psychotherapie. Und die Beratung muss vernünftig honoriert werden.

Denn all diese Dinge hängen zusammen: Die ärztliche Beratung der Frauen in den Wechseljahren ist heute so mangelhaft, weil die Wechseljahre kein Thema im Medizinstudium sind und die tatsächlich erbrachte Beratungsleistung gemäß GOÄ (Gebührenordnung für Ärzte) nicht vernünftig abgerechnet werden kann.

Die Beratung von Frauen in den Wechseljahren kann zeitintensiv sein, denn die Wechseljahre sind mit vielfältigen Symptomen verbunden, die sich mit den hormonellen Veränderungen auch immer wieder ändern können. Und jede Frau ist anders, sie leidet unter spezifischen Symptomen, und deshalb muss die Therapie auf die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Die Beschwerden sind auch mit der letzten Regelblutung (Menopause) nicht automatisch vorbei, sondern es können neue hinzukommen. Der Beratungsbedarf ist also groß. Es steht der Gynäkolog:in derzeit aber nur eine Pauschale von EUR 16,83 pro Quartal zur Verfügung – unabhängig davon, wie oft eine Frau die Praxis aufsucht. Das deckt weder den Umfang der erbrachten Beratungsleistungen angemessen ab, noch lässt sich damit wirtschaftlich arbeiten.

So wie die Situation aktuell ist, müssen Frauen ihre Gesundheit in den Wechseljahren stärker selbst in die Hand nehmen. Dazu gehört Wissensaneignung, wie etwa mit dem Meno-Campus, unserem virtuellen Mentoring-Programm für die Wechseljahre, oder über die Buchung von Online-Sprechstunden bei einer Gynäkolog:in als Selbstzahlerleistung. Das nutzen immer mehr Frauen, die bereit sind, die eigene Gesundheit zur Priorität zu machen, und gesund älter werden wollen. Bei der Versorgung von Frauen in den Wechseljahren können digitale Tools im Bereich der Aufklärung und Beratung sehr helfen. Und möglicherweise bzw. hoffentlich sehen Krankenkassen hier Anknüpfungspunkte, solche Eigenleistungen zu bezuschussen.

In Sachen Versorgung gehört auch dazu, dass die Gesundheit von Frauen gerade nach der reproduktiven Phase bisher viel zu kurz gekommen ist. Neue Erkenntnisse der Gendermedizin, etwa im Hinblick auf die Dosierung von Medikamenten oder auf die unterschätzten Risiken wie der Herzinfarkt bei Frauen, müssen künftig einen deutlich höheren Stellenwert in der medizinischen Forschung, Aus- und Weiterbildung und in der Patientenversorgung bekommen. Da gibt es leider großen Nachholbedarf!

 

„Frauen in den Wechseljahren werden schlecht versorgt.“

 

Warum ist es für Unternehmen wichtig, Frauen in den Wechseljahren zu unterstützen? Und welches sind die ersten Schritte, mit denen Unternehmen starten können?

Die Wechseljahre treffen die Frauen mitten im Berufsleben. In Deutschland sind 9 Millionen Frauen im typischen Wechseljahre-Alter zwischen 45 und 55 Jahren. Wenn wir noch die Frauen bis 60 mitzählen, die oft auch noch mit den Beschwerden der Wechseljahre kämpfen, ist etwa jede 4. Frau in Deutschland zurzeit in den Wechseljahren. Das ist keine Nische, wie viele glauben, sondern eine relevante Größe unter den Erwerbstätigen. Wenn man sich die demographische Entwicklung ansieht, dann sind Frauen 50+ sogar die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe in der Arbeitswelt. Die Frage ist also eher, welches Unternehmen kann es sich leisten, Frauen in den Wechseljahren nicht zu unterstützen?

Wenn Frauen in die Wechseljahre kommen, sind sie oft auf dem Höhepunkt ihrer Karriere oder auf dem Weg dorthin. Gleichzeitig ist das eine Phase, in der Kinder weniger Betreuung benötigen und sie theoretisch beruflich durchstarten könnten, wenn sie wollen. Aber dann bekommen sie Symptome wie Schlafstörungen, Hitzewallungen oder Brain fog. Diese Beschwerden können Frauen stark belasten, und sie fühlen sich in ihrer Leistungsfähigkeit deutlich eingeschränkt. Die Konsequenzen:

  • Eine von zehn Frauen kündigt ihren Job aufgrund der Beschwerden.
  • Knapp die Hälfte würde aufgrund der Symptome eine Beförderung eher ablehnen.
  • Jede dritte bis vierte Frau in dieser Altersgruppe überlegt, die Berufstätigkeit ganz aufzugeben, die Arbeitszeit zu reduzieren oder einen schlechter bezahlten Job anzunehmen.

Der Produktivitätsverlust durch die Wechseljahre ist enorm und beläuft sich weltweit auf etwa 150 Milliarden Dollar pro Jahr. Tendenz steigend, denn 2030 wird etwa ein Viertel der Weltbevölkerung in den Wechseljahren sein.

Eine Umfrage aus England belegt, dass 8 von 10 Mitarbeiterinnen sagen, dass sie sich nicht ausreichend von ihrem Unternehmen unterstützt fühlen – und das, obwohl dort schon viel rund um das Thema Wechseljahre passiert: Zahlreiche Prominente unterstützen Kampagnen zur Enttabuisierung der Wechseljahre und es wurde ein „Menopause Workplace Pledge“ eingeführt für Unternehmen, die aktiv Maßnahmen für die Unterstützung von Frauen in den Wechseljahren ergreifen.

In Deutschland sind wir noch lange nicht so weit. Bei einer Umfrage hierzulande würden vermutlich eher 10 von 10 Frauen in den Wechseljahren sagen, dass ihr Unternehmen sie nicht ausreichend unterstützt. Mit Blick auf den Fachkräftemangel und die alternde Gesellschaft ist es höchste Zeit, dass Unternehmen die Gesundheit und Leistungsfähigkeit ihrer älteren Belegschaft viel stärker in den Fokus rücken. Die zentrale Frage, die sich Unternehmen stellen sollten, ist doch „Wie kann ich ein attraktiver Arbeitgeber für Frauen 45+ werden?“. Schließlich macht Diversität Unternehmen erfolgreich.

Die Initiative in den Unternehmen für mehr Aufklärung kommt – nach wie vor – meist von Frauen, die selbst betroffen sind und merken, was die Wechseljahre mit ihnen machen. Ein erster guter Schritt ist ein Awareness-Vortrag für Mitarbeiter:innen und/oder auch das Leitungsteam, um von Beginn an die Führungsebene einzubinden und mitzunehmen. Wenn ich als Führungskraft für das Thema Wechseljahre sensibilisiert bin, weiß ich, wie viele Mitarbeiterinnen in meinem Team in den Wechseljahren sein könnten und welche Herausforderungen sie haben, und ich kann sie viel besser unterstützen. Darüber hinaus stellen wir auch eLearning-Angebote über die Wechseljahre zur Verfügung, die in Unternehmen eingesetzt werden können.

 

„Welches Unternehmen kann es sich leisten, Frauen in den Wechseljahren nicht zu unterstützen.“

 

Was sollten Unternehmen darüber hinaus ausbauen und stärken, damit Frauen in den Wechseljahren trotz ihrer gesundheitlichen Beschwerden im Job hoch motiviert und zufrieden sind?

Dreh- und Angelpunkt bleibt die Aufklärung, denn viele Frauen wissen gar nicht, dass ihre Beschwerden von den Wechseljahren kommen. Sie halten sich häufig viel zu jung für die Wechseljahre. Das Thema Wechseljahre ist negativ besetzt und fällt nach wie vor gerade am Arbeitsplatz in die Tabuzone. Hilfreich ist es daher, Aufklärung und Sensibilisierung der Mitarbeitenden zum Thema Wechseljahre zu etablieren, gegebenfalls eine Inhouse-Beratung anzubieten und den Mitarbeiterinnen ein frei zugängliches Aufklärungsprogramm zu den Wechseljahren zu ermöglichen.

Unternehmen können häufig schon mit wenigen praktischen Maßnahmen Unterstützung anbieten. Dazu gehören beispielsweise:

  • Flexible Arbeitszeiten
  • Homeoffice
  • Individuell anpassbare Raumtemperatur
  • Bereitstellen von Tisch- oder Handventilatoren oder einen Platz am Fenster
  • Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten, um Kraft zu tanken
  • Toilettenzellen mit einem Waschbecken und das Bereitstellen von Hygieneartikeln
  • Atmungsaktive Berufskleidung bei Bedarf

Letztendlich sollte, passend zur Situation im Unternehmen, am besten gemeinsam mit den betroffenen Mitarbeiterinnen ein spezifisches Maßnahmenpaket geschnürt werden. Und es braucht eine klare Entscheidung des Managements, wie sich ein Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber positionieren möchte und mit welchen Rahmenbedingungen aktiv dabei unterstützt wird, dass sich der Arbeitsplatz den Lebensphasen der Mitarbeitenden anpasst. Ziel sollte es sein, die Arbeit zu vermenschlichen, um die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden zu verbessern. Denn nur so gelingt es, Talente unterschiedlichen Alters an das Unternehmen zu binden, Innovationen voranzubringen und eine größere organisatorische Stärke und Widerstandsfähigkeit zu erreichen.

Und das sollte sich dann im Außenauftritt, in den Stellenanzeigen, in der Unternehmenskultur und in der Führungskräfte-Ausbildung widerspiegeln. Die Wechseljahre sind keine Krankheit, sondern ein normaler Abschnitt im Leben einer Frau. Trotzdem können sie Beschwerden wie bei einer Krankeit verursachen. Wenn Unternehmen das verstehen, Empathie zeigen und gute Unterstützungsmöglichkeiten anbieten, werden sich Frauen in den Wechseljahren hoch motiviert und gerne im Unternehmen engagieren, da bin ich sicher.

 

„Wie positioniert sich das Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber und mit welchen Rahmenbedingungen wird aktiv dabei unterstützt, dass sich der Arbeitsplatz den Lebensphasen der Mitarbeitenden anpasst?“

 

Führungspositionen der Unternehmen in der Gesundheitsbranche sind noch häufig männlich besetzt. Was wären erste Hinweise, dass es eine Veränderung der Unternehmenskultur in Bezug auf Frauen in den Wechseljahren gibt?

Heute gibt es in den Unternehmen vor allem Unterstützung für die berufseinsteigende Generation; sie werden vorwiegend mit gezielten Fort- und Weiterbildungen gefördert. Darüber hinaus erhalten sie auch Unterstützung bei der Familiengründung und die Rückkehr in den Beruf ist für sie heute viel leichter als noch vor 20 Jahren. Auch im Bereich der mentalen Gesundheit gibt es zum Glück immer mehr Angebote in den Unternehmen. Aber was bieten Unternehmen Frauen in den Wechseljahren? Das ist eine Frage, die sich Arbeitgeber stellen sollten.

Erste Hinweise dafür, dass sich die Unternehmenskultur diesbezüglich weiterentwickelt hat, wären z. B.:

  • Unternehmen bieten Frauen und Männern im Alter 45+ Fort- und Weiterbildungsangebote und attraktive berufliche Perspektiven.
  • Teams sind bewusst altersdivers besetzt.
  • Es gibt Unterstützung für die Care-Arbeit bei pflegebedürftigen Eltern, denn dies ist eine Aufgabe die meist Frauen in den Wechseljahren trifft, sodass sie einige Jahre nach einer abgeschlossenen Elternzeit erneut aus dem Berufsleben manövriert werden.
  • Stellenanzeigen wenden sich explizit auch an Frauen im Alter 45+.
  • Es gibt flexible Arbeitszeit- und Job-Sharing-Modelle (in Führungspositionen).

 

Vielen Dank für das interessante Gespräch.

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