Kennen Sie diese Situation? Die Meetings laufen stockend, die Mitarbeitenden halten sich zurück und konstruktive Diskussionen bleiben aus. Dabei wäre gerade der Austausch darüber, wie jede und jeder Einzelne die Herausforderungen im operativen Alltag meistert, und welche neuen Wege mit welchem Erfolg ausprobiert werden, für das kooperative Lernen und die gemeinsame Zielerreichung in hohem Maße wichtig. Für Sabine – eine erfahrene Führungskraft, die ich vor einiger Zeit begleitet habe – war klar, dass es so nicht gelingen kann, das gewünschte selbstorganisierte Arbeiten in ihrem Team aufzubauen. Erfahren Sie in dieser Publikation, welche drei Hebel Sabine entdeckte, um die psychologische Sicherheit in ihrem Team entscheidend zu verbessern – und wie auch Sie davon profitieren können.

Sabines Herausforderung: Eine festgefahrene Dynamik lösen

Sabine stand vor einer schwierigen Aufgabe: Ihr Team war frustriert, die Kommunikation hakte, und das Vertrauen in die Führung war brüchig. Im Executive Sparring mit mir fand Sabine den Raum, um ihr Denken im offenen Dialog, diskutierend oder mittels Szenarioarbeit zu erweitern und ihre Ideen und Strategien zu schärfen. Regelmäßige virtuelle Treffen und die flexible, gezielte Unterstützung per Telefon oder E-Mail stärkten ihr Selbstvertrauen, neue Ansätze auszuprobieren.

Das Ergebnis: Sabine baute ihre Kompetenz als Positive Leader spürbar aus.

Hebel 1: Mehr Halt und Orientierung geben

Ein Schwerpunkt für Sabine war es, herauszufinden, wie sie der allgemeinen Unzufriedenheit in ihrem Team und der fehlenden vertrauensvollen Kommunikation begegnen kann. Deshalb arbeiteten wir gemeinsam daran, dass es Sabine im Zuge der anstehenden internen Veränderung wirkungsvoller gelang,

  • die Ziele für die einzelnen Mitarbeitenden konkret zu beschreiben,
  • den Schwerpunkt des Teams in Bezug auf das Unternehmensziel transparent zu kommunizieren,
  • die aktuelle Richtung des Unternehmens in einem Satz zu spezifizieren und
  • aufzuzeigen, was gleichbleiben wird und welche Unterschiede und Veränderungen erwartet werden.

Ein wichtiger Baustein war es auch, Klarheit zu schaffen zu der Frage: „Wie soll ich mein Team für diese Veränderung gewinnen und Orientierung geben, wenn ich selbst nicht hundertprozentig dahinterstehe?“ Daher entwickelte Sabine

  • Fragen, die sie sodann mit dem Change-Verantwortlichen klärte,
  • Impulse zur zielführenden Weiterentwicklung des gewünschtes Veränderungsprozesses und wie sie diese optimal kommuniziert und
  • Erkenntnisse, hinter welchen Aspekten der Veränderung sie selbst steht bzw. nicht.

Diese eigene Klarheit hilft Sabine seitdem dabei, ihren Mitarbeitenden mehr Halt und Orientierung zu geben, und Veränderungen gemeinsam mit ihrem Team durchzuziehen.

Hebel 2: Einen Raum für Entwicklung schaffen und halten

Sabine erkannte in der gemeinsamen Reflexion, dass die interne Veränderung einhergeht mit:

  • Nichtwissen, wenn zu einer Frage intern noch kein relevantes Wissen vorliegt,
  • Ratlosigkeit, wenn es noch keine Idee für den nächsten Schritt gibt, und
  • Irritation oder Verwirrung, die beispielsweise auftreten kann, wenn Sabine das Handeln anderer Personen beobachtet, und dass sie als Führungskraft zwangsläufig nicht alles unter Kontrolle haben kann.

Nichtwissen, Ratlosigkeit und Verwirrung sind äußerst hilfreiche, systemische Schlüsselkompetenzen für verschiedenste Arten von Veränderungsprozessen, obwohl sie auf den ersten Blick negativ erscheinen. Gelingt es der Führungskraft, diese Aspekte zunehmend zuzulassen und das Gefühl von Nichtwissen, Ratlosigkeit oder Verwirrung vor anderen auszusprechen, öffnet sie sich selbst und ihr Team für neue Erkenntnisse.

Die Wichtigkeit dieser drei Kompetenzen möchte ich mit folgendem Zitat von Matthias Varga von Kibéd untermauern:

Ich lud Sabine dazu ein, ihren eigenen Fokus zu erweitern und sich auf einen Perspektivwechsel einzulassen und für sich herauszufinden, was auf der anderen Seite von „Nichtwissen, Hilflosigkeit und Irritation“ steckt. Sie stärkte auf diese Weise ihre innere Haltung und ihre Fähigkeit, auch schwierige Veränderungen als Führungskraft zu gestalten.

Sabine sagt heute zu ihrem Team: „Es ist okay, nicht immer sofort die Lösung zu kennen. Wir finden sie gemeinsam.“ Damit schafft und hält sie einen Raum für Entwicklung und das kontinuierliche Lernen.

Im Ergebnis sind ihre Mitarbeitenden mutiger, überdenken bisherige Vorgehensweisen und öffnen sich dafür, dass sich bisher Vertrautes auch in einem neuen Gewand zeigen darf.

Hebel 3: Relationale Energie aufbauen

Relationale Energie, auch Beziehungsenergie genannt, ist die produktive Energie, die bei zwischenmenschlichen Interaktionen und Begegnungen am Arbeitsplatz entsteht (oder verbraucht wird). Sie ist eine der Gelingensbedingungen für Positive Leadership und eine wertvolle Ressource für das Entstehen von Motivation, Engagement, Kreativität und Produktivität in Organisationen. Sie kann anhand verschiedener Aussagen gemessen werden, wie beispielsweise:

Auf einer Skala von 1 (= völlige Ablehnung) bis 7 (= völlige Zustimmung) – Ich fühle mehr Energie, um meine Arbeit zu erledigen, nachdem ich mit dieser Person interagiert habe.

Sabine wurde im Sparring bewusst, dass sie einen entscheidenden Beitrag dazu leisten kann, die relationale Energie in ihrem Team positiv zu verändern. Ein wichtiger Schritt für sie war, in der Hektik und Routine des Alltags immer wieder den einzelnen Mitarbeitenden in seiner Einzigartigkeit wahrzunehmen, ihn persönlich anzusprechen und ein lebendiges, förderliches Miteinander zu ermöglichen.

Sie entwickelte eine bewusste Haltung, in jedem Gespräch mit ihren Mitarbeitenden gegenwärtig zu sein. Diese Haltung verbindet Sabine mit folgenden Verhalten:

  • Sie schenkt ihren Mitarbeitenden ihre gesamte Aufmerksamkeit und ist fokussiert beim Gesprächsthema.
  • Sie erkundet wert- und urteilsfrei die Sicht des einzelnen Mitarbeitenden, denn sie möchte diese wirklich verstehen.
  • Sie öffnet sich für Überraschungen und legt dafür (Vor-)Urteile beiseite, die sich aufgrund vergangener Erfahrungen gebildet haben.
  • Sie macht in den Meetings Unsichtbares sichtbar, spricht Stimmungen und Emotionen im Raum aktiv an und kann dadurch die Energie mit den Mitarbeitenden besprechen.

Mit dieser ehrlichen und authentischen Haltung stärkt Sabine die relationale Energie in ihrem Team. In der Konsequenz sind die Meetings konstruktiver und die Mitarbeitenden lebendiger, engagierter und kreativer.

Warum Positive Leadership ein wichtiger Schlüssel zu psychologischer Sicherheit ist

Mit diesen drei Hebeln baute Sabine ihr Positive Leadership-Verhalten effektiv aus. Ihr Fokus auf die Lernorientierung des Teams als Ganzes, auf die Arbeitsgestaltung und die Entwicklung der relationalen Energie im Team wirkte sich positiv auf die psychologische Sicherheit aus. Schließlich sind die interindividuellen Beziehungen, deren Qualität, die erlebte Unterstützung durch die Teammitglieder und das Vertrauen untereinander die Treiber für die psychologische Sicherheit im Team.

Studien belegen, dass Teams in psychologischer Sicherheit nachweislich besser performen und zu besseren Ergebnissen kommen.

Die aktuelle Studie von Dr. Markus Ebner aus dem Jahr 2023 mit ca. 1.000 Menschen aus der Gesundheitsbranche belegt eindrucksvoll: Führungskräfte mit einem stark ausgeprägten Positive Leadership-Verhalten bewirken in ihren Teams eine überdurchschnittlich hohe psychologische Sicherheit. Der Zusammenhang zwischen dem positive Leadership-Verhalten und der wahrgenommenen psychologischen Sicherheit in Teams ist hochsignifikant und korrelativ. Das bedeutet, dass die Ergebnisse einen deutlichen Hinweis dafür liefern, wie Führungsverhalten die Wahrnehmung und das Verhalten der Teammitglieder positiv beeinflussen kann, jedoch die Ergebnisse nicht einfach kausal interpretiert werden dürfen.

Diese Ergebnisse stimmen mit bestehenden Theorien und Studien überein und das belegt die Bedeutung von Positive Leadership für die psychologische Sicherheit und den Teamerfolg.

Positive Leadership-Verhalten beeinflusst die in Teams erlebte psychologische Sicherheit hochsignifikant.

Psychologische Sicherheit führt auch dazu, dass die Mitarbeitenden sich trauen, neue Wege auszuprobieren, dabei zu lernen und die damit verbundenen Entscheidungen selbst zu treffen. Das Risiko, das die Mitarbeitenden dabei übernehmen, besteht u.a. darin, dass das Neue möglicherweise nicht, wie erhofft, funktioniert oder eine Entscheidung im Rückblick nicht die beste gewesen ist. Auch hier liefert die Studie von Dr. Markus Ebner klare Evidenz: Je stärker sich eine Führungskraft an dem Positive Leadership-Führungsstil orientiert, desto eher sind die Mitarbeitenden bereit, Neues auszuprobieren. Das ist eine wichtige Basis dafür, dass eine Kultur der Offenheit und Innovation entstehen kann.

Positive Leadership-Verhalten fördert die Bereitschaft der Mitarbeitenden, persönliche Risiken einzugehen.

Janine Müller-Dodt, Inhaberin von Müller-Dodt Healthcare Transformation, ist Systemischer Business Coach, Change Management Coach, ActeeChange-Beraterin und OKR Business Coach.

Über die Autorin

Janine Müller-Dodt widmet ihre Karriere dem Ziel, die Gesundheitsversorgung und Lebensqualität zu verbessern. Nach ihrem Abschluss in International Business Management war sie zehn Jahre lang in leitenden Positionen bei großen Pharmaunternehmen tätig. Ihre Erfahrungen mit mangelnder Transparenz und Führung während wichtiger Veränderungsprozesse motivierten sie, seit 2013 als Solopreneurin zu arbeiten. Zunächst unter ‚Janine Dodt Healthcare Consulting‘ und seit 2023 unter der Marke ‚Müller-Dodt Healthcare Transformation‘ berät, unterstützt und befähigt Janine Müller-Dodt Führungskräfte und Teams in Veränderungsprozessen, sodass sie das Neue mit Leichtigkeit erfolgreich etablieren können.

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